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Amina Handke

129.184 Zeichnungen, Work in Progress

18. - 20. November 2021
Blickle Raum Spiegelgasse

Langzeit-Performance im Rahmen der Vienna Art Week 2021
Amina Handke, 25 DPH, 2016
Amina Handke, 25 DPH, 2016
Langzeit-Performance: Donnerstag, 18. bis Samstag, 20.11.2021, jeweils 16 bis 19 Uhr

und

Midissage am Freitag, 19.11.2021, 19 Uhr  
im Blickle Raum Spiegelgasse,
mit Anmeldung unter: blickle-raum-spiegelgasse@aon.at

Jedes Einzelbild des TV-Films Chronik der laufenden Ereignisse (Peter Handke, 1971) wird von der Tochter des Filmemachers abgezeichnet. 129.184 Bilder. Bei 25 Zeichnungen pro Stunde – daher auch der Projekttitel (25 Drawings per Hour, analog zum Bewegtbildmass 25 Frames per Second) – ergibt das etwa 646 Arbeitstage.
Ein Teil dieses Langzeitprojekts, das auch niemals abgeschlossen sein könnte, ist als Performance vor Publikum konzipiert. Schauen Sie im Rahmen der Vienna Art Week Amina Handke live im Blickle Raum Spiegelgasse beim Langzeit-Zeichnen über die Schulter.

25DPH beschäftigt sich mit dem Kopieren als Übersetzungs- und Schaffensvorgang, dem Aufwand der Übersetzung von einem Medium in das andere, auch mit den Mühen der Auseinandersetzung mit Vergangenem und Erinnerungsprozessen. Daher auch mit Vergänglichkeit (von Medien und Dokumenten), mit zähen Prozessen von Archiv-, Recherche-, Aufbereitungs- und Forschungsarbeit, die selten in den Ergebnissen sicht- oder wahrnehmbar sind. Beispielsweise ist der vom WDR produzierte Film aus technischen und rechtlichen Gründen schwer zugänglich.

Die Frage nach der Definition kollektiver oder geteilter Autorschaft, die Amina Handke bereits seit vielen Jahren beschäftigt, stellt sich in diesem Zusammenhang insbesondere im Kontext biografischer Prägungen, Vorgaben und Beeinflussungen und ihrer Auswirkungen auf berufliche Entscheidungen und Werdegänge. Handkes Mutter spielt übrigens auch eine Rolle im Film, der im Jahr ihrer Geburt geschrieben wurde.

Durch den sichtbaren Arbeitsprozess wird der damit einhergehende Aufwand deutlich: Das Einrichten der Arbeitssituation; die Zeit, die notwendig ist, um eine Sekunde Film abzuzeichnen – ca. eine Stunde für 25 Zeichnungen –, das regelmässige Spitzen des Bleistifts, die Menge der dafür notwendigen Papierbögen.

ZUM FILM
Der Film ist als "Allegorie auf das Leben in der Bundesrepublik 1969 oder den vorangegangenen Jahren" gedacht und könnte als subjektiver, eventuell auch autobiografischer Kommentar gelesen werden: "So sagte ich also, dss ich gern einen Fernsehfilm schreiben würde. Er sollte vom Fernsehen und meinem Fernsehen handeln, es aber nicht abhandeln. Freilich war es aber auch nicht so, dass ich dann, als ich im Lauf des Jahres 1969 fast jeden Abend und manchmal auch am Nachmittag fernsah und mitschrieb, nichts anderes wollte als einfach fernsehen und irgendwelche Freude an Bildern haben: dazu gab es, abgesehen davon, daß mir schon der Vorgang des Fernsehens mit der Zeit bedrückend wurde, viel zu viele Bilder und Bilderfolgen, die mich ängstigten und erschreckten –, und weil sie sonst niemandem aufzufallen schienen, war es selbstverständlich, dass ich sie wie aus dem unendlichen Lauf der Bilder, die jedes Gefühl außer einer masochistischen Bilderlust einzuebnen drohten, herausnehmen und durch Neubeschreibung gegenläufig machen wollte. Einen Fernsehfilm ohne jene Schreckgespenster und Schreckbilder zu schreiben, die dem Film bei der Sendung vorausgehen und ihm folgen würden, war mir unmöglich."

(Peter Handke, aus dem Nachwort zu "Chronik der laufenden Ereignisse")

www.amina.at